01. April 2022
Dieser Text erschien am 01. April 2022 im Schwäbischen Tagblatt in der Rubrik “Abgeordnetenspalte”
Wie es den Menschen im Grenzgebiet geht, was ukrainische Geflüchtete jetzt brauchen und wie Hilfsorganisationen wie DRK und THW diesseits und jenseits der EU-Außengrenze arbeiten, das wollten meine SPD-Kollegen Florian Wahl und Daniel Born und ich erfahren. Deshalb sind wir diese Woche nach Krakau, Lublin und an die polnisch-ukrainische Grenze gereist, um uns selbst ein Bild zu machen. Der Einsatz polnischer und auch deutscher NGOs vor Ort und die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung haben mich nachhaltig beeindruckt. Und dennoch: Nach fünf Wochen Krieg sind viele Ehrenamtliche erschöpft. Und in Polen spürt man die Angst vor einem Krieg, der viel zu nah ist.
Ich habe an der Grenze Hunderte Frauen, Kinder und ältere Menschen gesehen, die im Registration-Center mit ihrem Koffer auf Pritschen schlafen und auf einen der Busse warten. Die meisten möchten so nah wie möglich in der Nähe der Ukraine bleiben und bald zurückkehren, aber einige werden auch nach Deutschland gebracht. Im Vergleich zu Polen ist die Zahl der Geflüchteten bei uns noch gering. Doch die Lage in Städten wie Berlin und Hamburg ist zusehends angespannt: Durchschnittlich 10.000 Menschen kommen aktuell täglich in der Bundeshauptstadt an. Uns muss klar sein: Es kommen Traumatisierte und Kriegsversehrte, die medizinische und psychologische Hilfe brauchen. Und es wird eine ungekannte Anzahl unbegleiteter Minderjähriger geben. Diese Menschen brauchen unsere Solidarität und Hilfe.
Dass die meisten Geflüchteten hoffen, möglichst bald wieder heimzukehren, müssen wir bei all unseren Integrationsbemühungen berücksichtigen und gleichwohl Wohnungen, Bildungs-, Sprach- und Arbeitsangebote bereitstellen. Dabei sind jetzt Pragmatismus und Solidarität gefragt.
Eine Bitte: Spenden Sie statt Sachspenden Geld an eine Hilfsorganisation Ihres Vertrauens, damit vor Ort gezielt die richtigen Medikamente und Hilfsgüter angeschafft und mit professioneller Logistik angeliefert werden können. Und lassen Sie unsere Solidarität aufrecht erhalten – auch wenn die Schlagzeilen aus Osteuropa zurückgehen.